
Hintergrund & Historie
VIEL EUTIN AN EINEM ORT
Zwei Merkmale der Eutiner Mühle sind bei Betrachtung der Historie sehr präsent: Bereits früher strebte die Stadt Eutin nach dem Erhalt der Mühle als wichtigen und mittlerweile einzigartigen Bestandteil des Eutiner Stadtbildes. Heutzutage ist die Eutiner Mühle eine der fünf noch bestehenden Stadtmühlen in Schleswig-Holstein. Das technische Kulturdenkmal des Typs „Galerieholländer“ ist die einzige noch erhaltene von einst vier Eutiner Mühlen im Stadtgebiet.
1849 | 1852
Aufhebung des Mühlenzwangs (ab 1. Januar 1853) durch das Oldenburgische Staatsgrundgesetz. Während der Zeit, in der das Korn in der Mühle mahlt, verweilen die Mahlgäste in der Nähe und kehren häufig in ein Gasthaus ein. Gaststube und Mühle stehen daher in einem historischen Zusammenhang.
1849 | 1850
Müller C. Heinrich Hass gibt den Bauauftrag an den Mühlenbauer Carl Friedrich Trahn aus Neustadt/H. Die Mühle wird auf dem Grundstück Augustusstr. 12 (heute Albert-Mahlstedt-Str.) gebaut
1886-1933
Müller Heinrich Mews betreibt die Mühle. Die Eutiner Bevölkerung erwirbt dort Mehl, Grütze und Hühnerfutter.
1933-1939
Ein Geselle betreibt die Mühle nach dem Tod Mews noch einige Zeit weiter. Am 1. April 1939 wird die Mühle stillgelegt. Theodora Mews verkauft die Mühle für 10.000 Reichsmark an die Stadt. Die Verbindung über das Grundstück in die Augustusstr. 12, die seit 1851 besteht, wird aufgelöst.
1945
Im August 1945 soll die Mühle bis auf die Grundmauern abgerissen werden, da es kein Baumaterial gibt.
1946
Im Januar 1946 möchte der Müllermeister Schröder aus Lübeck die Mühle erwerben. Sie wird ihm entgeltfrei für 10 Jahre zur Verfügung gestellt, da er sich verpflichtet, sie auf eigene Kosten in Stand zu setzen. Da die Instandsetzungskosten sehr hoch sind, wird die entgeltlose Nutzung bis 31.12.1963 von der Stadt Eutin verlängert.
1949
Im Oktober 1949 verkauft die Stadt die Mühle an den Müllermeister Schröder, behält sich aber das Vorkaufsrecht vor und stellt sicher, dass die Mühle in einem baulich guten Zustand erhalten bleibt. Schröder betreibt die Mühle elektrisch und hat einen großen Kundenstamm aus den Kreisen Eutin und Plön.
1959
Wann Herrmann Born (der letzte Eutiner Müllermeister) die Mühle übernimmt, ist nicht bekannt. 1959 will er durch moderne "Ventikant-Flügel" wieder auf Windbetrieb umstellen; es gibt allerdings Einwände, da eine "Beeinträchtigung des Stadtbildes" befürchtet wird.
1962
1962 kauft der Privatmann Willy Ridder die Mühle. Er entfernt sämtliche Mühlentechnik und nutzt die Mühle zum Wohnen. Am 1.6.1963 eröffnet er dort eine Fernsehwerkstatt.
1966 | 1967
1966/1967 sorgt die Stadt für die Instandsetzung der Mühle. Zuschüsse kommen vom Landesamt für Denkmalpflege, vom Kreis Eutin, vom Heimatverband Eutin und vom Verein zur Erhaltung von Wind- und Wassermühlen. Auch die Eutiner Öffentlichkeit beteiligt sich mit zahlreichen Spenden an der Sanierung. Nach dieser Renovierung sichert sich die Stadt erneut grundbuchrechtlich, dass der Eigentümer das äußere Bild der Mühle nicht verändern darf.
1970
1970 wird die Mühle als technisches Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung ins Denkmalbuch eingetragen. Die Mühle wird an den Gastwirt Hubert Stern aus Kaköhl verkauft. Er verpachtet das Gebäude. Im Erdgeschoss wird eine attraktive Gaststätte eingerichtet.
1977
1977 Verkauf der Mühle an das Landwirtsehepaar Bannick aus Bistensee.
1979
1979 eröffnen der Pächter Matthias Pfuhl und Peter Hübner MaPes Mühle.
1980er
Mitte der 1980er Jahre ist Hubert Stern erneut Eigentümer.
1990
1990 steigt Matthias Pfuhl als Pächter aus.
1993
1993 wird die Mühle durch einen Sturm stark beschädigt. Ein Flügel bricht ab, das fragmentarische Flügelkreuz muss aus Sicherheitsgründen abgenommen werden. Das zerzauste Reetdach gibt hunderten von Tauben Obdach. Der Vogeldreck tut sein Übriges.
1994
1994 erfolgt der Verkauf der Mühle an Peter Hübner und Andreas Johannsen (Desche). Es beginnt eine umfangreiche Sanierung. Die Bürgergemeinschaft startet eine Spendenaktion, gut 25.000 DM bringt die Öffentlichkeit auf. Es beteiligen sich auch die Stadt Eutin, der Kreis Ostholstein, das Land Schleswig-Holstein und das Landesamt für Denkmalpflege an den Sanierungskosten, die mehr als 200.000 DM betragen. Etwa die Hälfte der Kosten werden aus Spenden und Zuschüssen finanziert.
1995
Anfang Juni 1995 erfolgt unter Beteiligung der Eutiner Bevölkerung und der Medien das Aufsetzen der 14 Tonnen schweren neuen Kappe. Am 28.6. 1995 werden als Endpunkt der Sanierung die neuen 11 m langen und 2,20 m breiten Mühlenflügel montiert.
1999
1999 wird der Eingangsbereich der Gaststätte umgestaltet und eine handgefertigte und historisch stimmige Eingangstür eingebaut. Wieder kommen 4.000 DM von der Bürgergemeinschaft Eutin hinzu.
2009
Am 1.11.2009 wird die Mühle an Volkhard Schlüter verkauft.
2012
Im Winter 2012 frostbedingter Wasserschaden, Schließung der Mühle für 8 Wochen.
2016 | 2017
2016/2017 wird die Neueindeckung des Rumpfes der Mühle notwendig. Das alte Reet wird entfernt und das neue, aus Rumänien stammende, von einer Fachfirma aus Schönkirchen aufgearbeitet. Gesamtkosten 65.000 €. Erneut kommen 8.000 € von der Bürgergemeinschaft Eutin, aber auch die „Schleswig-Holsteinische Landschaft“ beteiligt sich. Das Reet soll jetzt 30 Jahre lang das Gebäude sicher schützen.
Herbst 2022
Kauf der Mühle durch die Stadt Eutin
Sommer 2023
Erste Veranstaltungsreihe in der Kulturmühle organisiert durch die Eutin Tourismus GmbH